Eine ,,bewegte Schule” ist die Wingertsberg-Schule in Lorsch schon lange. Die ersten verstellbaren Stühle, auf denen man für die Gesundheit kippeln kann, kamen bereits vor gut zwei Jahrzehnten auf dem Wingertsberg an. Weitere Schulmöbel, die mitwachsen und rückfreundlich sind, folgten. Dass Bewegung gerade im ersten Lebensjahrzehnt für die Entwicklung sehr wichtig ist, weiß und berücksichtigt man an der Lorscher Grundschule schließlich längst. Inzwischen ist die Wingertsberg-Schule auch eine Kooperationsschule für Kinderleichtathletik.
AG war schnell ausgebucht
Die Initiative dafür hatte Jürgen Sonnabend ergriffen. Der Lorscher ist stellvertretender Vorsitzender des Leichtathletikclubs Olympia Lorsch e.V. (LCO). Sonnabend leitet seit einigen Monaten eine Kinderleichtathletik- AG auf dem Wingertsberg. Jede Woche treffen sich Schüler der dritten und vierten Klassen dazu. Derzeit wird in der Sporthalle neben der Schule trainiert – mit viel Freude. Die AG-Plätze waren, kaum dass sie angeboten wurden, schnell alle belegt.
Unterstützt wird Jürgen Sonnabend von seiner Tochter Lena Sonnabend, ebenfalls Mitglied des LCO. Die angehende Lehrerin, derzeit im dritten Semester, ist außerdem selbst eine überaus erfolgreiche Sportlerin. Als schnelle Sprinterin hat die junge Lorscherin schon mehrfach mit herausragenden Leistungen auf der Bahn auf sich aufmerksam gemacht.
Die neue AG wird allseits begrüßt. „Sport kann nur guttun”, erklärt auch Schulleiterin Jutta Rothfritz mit Blick auf die Tatsache, dass sich Kinder heutzutage oft zu wenig bewegen. Die festen Lehrkräfte haben aber über ihre Unterrichtszeiten hinaus kaum Kapazitäten, um zusätzliche Arbeitsgemeinschaften anzubieten. ,,Wir sind sehr offen dafür”, lobt Rothfritz deshalb das Leichtathletik-Angebot, organisiert durch den Verein und dessen Experten.
Staffelhölzer und Bälle
Sehr angetan zeigte sich bei einem Besuch in Lorsch auch Markus Forster. Der an der Bergstraße bekannte Lehrer-Trainer kam aber nicht nur in die Sporthalle, um die AG zu loben. Er brachte als Vertreter des Hessischen Leichtathletikverbandes (HLV) auch ein Materialpaket mit. Bunte Schaumstoffblocke zum Hürdenlaufen, Staffelhölzer und mehreren Bällen wurden zusammen ausgepackt – insgesamt handelte es sich um Sportmaterialien im Wert von 500 Euro. Auch sogenannte Heuler, beliebte Trainingsgerate zum Werfen aus Schaumgummi, gehörten dazu.
Ein Anliegen des HLV ist es, Kinderleichtathletik über Kinderleichtathletik-Kooperationsschulen stärker in die Grundschulen zu bringen. Die Wingertsberg-Schule wurde als eine von zehn hessischen Grundschulen mit dem Materialpaket ausgestattet. Lorsch sei eine sehr gute Adresse, sagte Markus Forster. Jürgen Sonnabend kennt er langjährig als ,,sehr engagierten” Ehrenamtlichen.
Im Mittelpunkt der AG stehen das spielerische Heranführen an leichtathletische Disziplinen in kindgerechter Form und die Freude an Bewegung. „Nicht nur der klassische Sprint, Weitsprung und Ballwurf werden geübt.“ Auf dem Programm stehen auch Staffelsprints, Drehwürfe mit Fahrradreifen, Koordination, turnerische Elemente und natürlich viele Spiele”, erläutert Jürgen Sonnabend.
Im Leichtathletikverband hofft man auch darauf, dass Kinder besonderen Spaß an diesen Disziplinen entwickeln und einige besonders Talentierte vielleicht auch in Leichtathletikvereinen außerhalb der AG weitermachen wollen oder nach der Grundschule zum Beispiel in die Sportklasse des Alten Kurfürstlichen Gymnasiums in Bensheim wechseln.
Es gibt Talentaufbaugruppen
In Kooperation mit den Schulen gibt es im Landesprogramm Talentaufbau- und Talentfördergruppen, erinnert der langjährige Lehrer-Trainer Leichtathletik am AKG Markus Forster, der auch Leiter des HLV-Talentstützpunkts Bensheim ist.
Ohne das Engagement von Sportvereinen aber funktioniere schulische Forderung ,,nur bedingt”, unterstrich Forster. Den LCO hob er als vorbildlich hervor. Übungsleiter sind derzeit allgemein nicht leicht zu finden.
Die 20 Dritt- und Viertklässlern der Wingertsberg-Schule hatten von Beginn an Spaß an den neuen Möglichkeiten des Werfens, Springens und Laufens durch das vom HLV gespendete Sportmaterial.
Das Mitmachen an der AG wird nicht mit Schulnoten bewertet, im Zeugnis wird später lediglich die Teilnahme bescheinigt.
Wer angemeldet ist, hat dann aber auch die Pflicht, sich regelmäßig zu beteiligen, erinnerte die Schulleiterin. Auch wer Ideen für weitere Arbeitsgemeinschaften hat und diese fachgerecht durchführen konnte, darf sich an der Schule gern melden.
Die Aktiven an der Wingertsberg-Schule dankten dem Hessischen Leichtathletikverband für die Unterstützung. „Wir freuen uns auf die – mindestens – drei Jahre währende Kooperation mit dem HLV und dem LCO Lorsch”, sagte Sonnabend.
